Die Bewahrung des kulturellen Erbes für kommende Generationen ist eine zentrale Aufgabe von Museen. Museumsobjekte sind in komplexe Erhaltungsprozesse eingebunden, die von Restaurator*innen initiiert, überwacht und kontrolliert werden. Diese Prozesse werden maßgeblich von der Aktivität des musealen Materials bestimmt, was unter Restaurator*innen als die ‚inhärente Schwäche‘ (‚the inherant vice‘) bekannt ist: Metall rostet, Firnis wird rissig, Kunststoff vergilbt. Jedes Objekt hat daher ein Verfallsdatum: Obwohl Museen oft als zeitlose und sterile Orte wahrgenommen werden, ist museales Material kontinuierlichen Veränderungen und unweigerlichem Zerfall ausgesetzt.
Inspiriert von Fernando Domínguez Rubios Verständnis von Museumssammlungen „als Sammlungen von Prozessen anstatt als Sammlungen von ‚Objekten’“ (Rubio 2014, S. 621), fokussiert sich das Seminar auf die Aktivität von Material und befasst sich mit den Prozessen des Zerfalls sowie den Infrastrukturen des Erhalts im Museum. Die Restaurierung bzw. Konservierung als Disziplin, Theorie und Praxis stehen dabei im Mittelpunkt.
Anhand einschlägiger Literatur aus den Bereichen der Restaurierungswissenschaft und der kritischen Kulturerbeforschung sowie unter Einbeziehung nicht-westlicher Perspektiven, werden grundlegende Annahmen über die Notwendigkeit von Erhalt und Vermeidung von Zerfall im Museum untersucht. Zu den zentralen Fragen des Seminars zählen u.a.: Welche Infrastrukturen und Ressourcen sind für den Erhalt von Museumsobjekten notwendig? Was passiert, wenn Museumsobjekte zerfallen? Wie blicken nicht-westliche Kulturgruppen auf westliche Konservierungspraktiken, insbesondere im Hinblick auf die Dekolonisierung von Museen? Wieso ist Zerfall im Museum meist unsichbar?
Das Seminar beinhaltet zwei Besuche in Restaurierungswerkstätten in Berliner Museen, welche Einblicke in die restauratorische Praxis ermöglichen.
- Kursverantwortliche/r: Kaja Ninnis