Kleists „Michael Kohlhaas“ zählt zu dem meistinterpretierten Texten der deutschen Literaturgeschichte. Die Deutungen der eskalierenden Gewaltgeschichte vom Pferdehändler, der sprichwörtlich für überzogenen Gerechtigkeitssinn geworden ist, gehen jedoch auch in ganz unterschiedliche Richtungen. Das Seminar nimmt dies zum Anlass, um an konkreten Analysen in die Methoden- und Theorievielfalt der Literaturwissenschaft einzuführen und den Text selbst ‚besser‘ zu verstehen: Was also tun Literaturwissenschaftler*innen eigentlich konkret, wenn sie Literatur interpretieren? Wie unterscheiden sich zum Beispiel psycho- und diskursanalytische, gender- und raumtheoretische Methoden? Und was haben die Digital Humanities zu diesen Diskussionen beizutragen? Geplant ist eine gemeinsame Sitzung mit einem Forschungsprojekt, in der computerphilologische Zugriffe auf „Michael Kohlhaas“ vorgestellt und diskutiert werden.
Spezifische Semesterarbeitsleistung (unbenotet): Kurzreferat und Abstract (1.500 Zeichen inkl. Leerzeichen) zu einem der behandelten Interpretationstexte.
MAP nur im ersten Prüfungszeitraum, Abgabefrist Hausarbeit: 31. August 2024.

Zur Vorbereitung: Ingo Breuer (Hg.): Kleist-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Sonderausg. Stuttgart/Weimar 2013 (oder eine andere Ausg.); Tilmann Köppe und Simone Winko: Neuere Literaturtheorien. Eine Einführung. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart/Weimar 2013; Simone Winko: Bezugnahmen auf die Textwelt. Untersuchungen zu Handlungstypen in der literaturwissenschaftlichen Interpretationspraxis. In: Scientia Poetica 26 (2022), S. 125–166.


Semester: SoSe 2024