Spätestens seit den 1990er Jahren häufen sich die Diagnosen einer tiefgreifenden Transformation moderner Zeitlichkeit. Die Erschöpfung utopischer Energien, so heißt es, gehe mit einer Inflation von Vergangenheit – in Form von Nostalgie, Erinnerung, Trauma und Heritage – einher. Allerdings herrscht über die Beurteilung dieser Entwicklung keine Einigkeit. Was die einen als Symptom einer anhaltenden politischen Krise begreifen, bedeutet für die anderen eine längst überfällige Korrektur des modernen Zeitregimes. Ausgehend von solchen widerstreitenden Einschätzungen rekonstruiert die Vorlesung die Entstehung und den Wandel dieses Zeitregimes – von den Anfängen einer linearen Zeitvorstellung über unterschiedliche Konzeptionen von Fortschritt und Niedergang, Moderne und Postmoderne, Erwartung und Erinnerung bis zu den Irritationen unseres Geschichtsgefühls in der Gegenwart.

Semester: SoSe 2024