Die Vorstellung, dass Kunstwerke (und Künstler*innen) frei von äußeren Zweckbestimmungen seien, entwickelt sich im 18. Jahrhundert. Diese Entwicklung geht einher mit der Abkehr von der traditionellen Nachahmungsästhetik und der Aufwertung des (schöpferischen) Subjekts. In der Folge eröffnet der Autonomiegedanke der Ästhetik neue Möglichkeiten: Viele programmatische Neuerungen in der Kunst der Moderne bauen auf ihm als ihrem Prinzip auf. Zugleich bleibt das Konzept kontrovers: Die Vor- und Nachteile einer Kunst, die sich als von anderen Bereichen des Lebens abgeschottet versteht, werden intensiv diskutiert.
Das SE will einen Überblick über diese Entwicklung und ihre Kontroversen schaffen. Ausgehend von Gründungstexten der Autonomieästhetik im 18. Jahrhundert soll deren weitere Geschichte verfolgt werden. Dabei spielt nicht nur die Frage danach eine Rolle, welche konkreten ästhetischen Auswirkungen in den Künsten sich beobachten lassen. Auch die Bedeutung des Modells einer autonomen Literatur für die Literaturwissenschaft und ihre Theoriebildung soll berücksichtigt werden. Und schließlich soll auch die zuletzt wieder in der breiteren Öffentlichkeit verstärkt geführte Debatte darüber, wie zeitgemäß das Konzept heute noch ist und ob Gefahren bei seiner politischen Vereinnahmung drohen, in den Blick genommen werden.
Die zu erbringende Arbeitsleistung soll in der Übernahme (einzeln oder in kleinen Gruppen) eines Thesenpapiers zu einer der Seminarlektüren bestehen. Ziel ist kein Referat zum Text, sondern eine vielfältige, kurze Impulsgebung für die gemeinsame Diskussion. 

Semester: SoSe 2024