„Siehe, mein Herz ist heimlich weggegangen. Es ist zu einem Ort gegangen, mit dem es vertraut ist. Es ist südwärts gefahren, damit es Memphis sieht. Wenn ich es doch auch wäre! Ich sitze da und warte auf mein Herz, damit es mir vom Zustand von Memphis berichtet. Keine Aufgabe in meiner Verantwortung gelingt mir, denn mein Herz ist von seinem Platz getrennt. Komm zu mir, oh Ptah, dass du mich mit nach Memphis nimmst. Lass mich dich in aller Freiheit sehen. Ich liege wach da, während mein Herz schläft. Aber mein Herz, es ist nicht in meinem Leib. Alle meine Glieder: sie sind vom Übel ergriffen: Mein Auge ist müde vom Ausschau halten; Mein Ohr: es füllt sich nicht mit Geräuschen. Meine Stimme ist heiser; meine Worte sind verdreht. Mein Herr, sei mir gnädig!“ (pAnastasi IV)
Die Stadt, nach der sich Schreiber aus der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. sehnt, ist die Götter- und Königsstadt Memphis. Memphis blickt auf eine mehrere Jahrtausende währende Vergangenheit zurück und stellt damit einen der komplexesten, fundreichsten und dauerhaftesten Fundplätze Ägyptens dar. Die Überreste dieser antiken Stätte, die seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, befinden sich heute rund 18 km südlich der Stadt Kairo auf dem Westufer des Nils. Auf dem Wüstenplateau, welches sich am Westufer direkt an den Rand des Nilfruchtlandes anschließt und dabei das äußere Ende der Wüste Sahara bildet, befinden sich die Begräbnisplätze von Königen und Privatleuten aller Epochen der ägyptischen Geschichte.
Das Seminar soll einen Überblick über die Geschichte dieses Fundplatzes liefern und anhand ausgewählter Fallbespiele alle Aspekte der archäologischen Feldarbeit in Ägypten sowie die spezifischen historischen Zusammenhänge, die sich in der Materiellen Kultur ihrer jeweiligen Zeit widerspiegeln, näher beleuchten. Im Rahmen von Referaten zu verschiedenen memphitischen Fundplätzen, wie den Pyramidengrabanlagen des Alten und Mittleren Reiches, dem Tempelkomplex des lokalen Hauptgottes Ptah und den Privatgräbern des Neuen Reiches sollen sich die Seminar-Teilnehmer*innen selbstständig einen Einblick in die wichtigsten Befund- und Fundkategorien der großen historischen Epochen von der Frühzeit bis zur Spätzeit erarbeiten und im Rahmen eines 30-minütigen Referats den anderen Kursteilnehmer*innen präsentieren. Der Kurs richtet sich vornehmlich an Bachelor-Studierende. In Absprache mit der Kursleitung sind jedoch alle Studierenden herzlich willkommen. Die aktive und regelmäßige Mitarbeit, die Übernahme kleiner Aufgabenstellungen, der interaktiver Austausch untereinander sowie die Übernahme eines Referats werden vorausgesetzt.
Der Moodle-Kurs wird am 1.4.2024 freigeschaltet, sodass Sie vor Beginn der Vorlesungszeit einen Seminarplan, eine Literaturliste und die Liste an Referatsthemen erhalten, in die Sie sich dann bitte bis zum Beginn der Vorlesungszeit eintragen.
- Kursverantwortliche/r: Dr. Anne Herzberg-Beiersdorf