Die Aufarbeitung der Hexenverfolgung gehört ohne Zweifel zur feministischen Geschichtsschreibung. Der Begriff Hexe zeichnet einerseits das Bild einer alten, hässlichen Einsiedlerin, die das weibliche Böse verkörpert und ihre besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten dazu nutzt, Unheil zu stiften. Andererseits wird den historisch als Hexen verfolgten Frauen würdigend nachgesagt, sie hätten besonderes naturheilkundliches und astrologisches Wissen besessen und seien als Geburtshelferinnen, aber auch als Durchführerinnen von Schwangerschaftsabbrüchen tätig gewesen. Daran anknüpfend wird der Hexenbegriff durch seine zeitgenössische Wiederaneignung immer mehr zum Symbol alternativer Lebensentwürfe und feministischer Selbstermächtigung, er steht aber auch für essentialistische Geschlechterbilder und moderne Esoterik. 

Solchen Ambivalenzen auf der Spur, widmet sich das Seminar der Hexenverfolgung der frühen Neuzeit im Zusammenhang mit patriarchaler Misogynie, Christianisierung und gesellschaftlichen Krisen und verfolgt dieses Phänomen (weiblicher?) Fremd- und Selbstzuschreibung bis in die Gegenwart.


Semester: SoSe 2024