Europa hat gegenwärtig die tödlichsten Grenzen der Welt. Wie konnte es dazu kommen? Was macht Europas „Kollektivkörper“ aus, wie konstituierte er sich historisch, welche Prozesse legitimieren und konstituieren physisch wie symbolisch dessen Grenzziehungen? In einem Bogen von der Antike bis zur Gegenwart fragt die Vorlesung danach, auf welche Weise sich europäische Grenz- und Raumformationen mit Figurationen von geschlechtlicher, religiöser und (proto)rassistischer Differenz verbanden. Sie unterzieht punktuell ausgewählte und vertieft dargestellte historisch-genealogische Prozesse einer machtkritischen Revision. Ausgangspunkt ist u.a. der Befund, dass der Körper ein zentraler Ort gesellschaftlicher und politischer Aushandlungsprozesse ist. Zwischen sozialem, symbolischem und physischem Körper findet ein ständiger Austausch von Bedeutungsgehalten statt. Insofern „gehören die Grenzen des Körpers dem Selbst niemals voll und ganz“ (Butler). Doch auch in der Vormoderne gab es spezifische Relationen zwischen physischen und symbolischen Körpern, die mit bestimmten Grenzziehungen, Repräsentationen und Topologien verbunden waren. Die Vorlesung führt anhand ausgewählter Fallstudien und theoretischer Überlegungen in eine intersektional angelegte Körper- und Geschlechtergeschichte des Politischen ein.

Bei Fragen melden Sie sich gern bei Rebecca Winther (rebecca.winther@hu-berlin.de).

Semester: SoSe 2024