Die kunstvoll gestalteten und offenbar von vorneherein zur Veröffentlichung bestimmten Briefe, die der jüngere Plinius an Freunde und Verwandte schrieb, sowie sein amtlicher Briefwechsel mit Kaiser Trajan behandeln eine große Bandbreite unterschiedlicher Themen. Berühmt sind die an Tacitus adressierten Briefe über den Ausbruch des Vesuv oder der sog. ‚Christenbrief‘; zudem berichtet Plinius über seinen Alltag als Redner, Bauherr und Schriftsteller. So bieten die Briefe einen schillernden Eindruck von Kultur, Politik und Gesellschaft des späten 1. und frühen 2. Jahrhunderts. Im Seminar werden wir eine Auswahl an Briefen lesen und uns computergestützt mit deren sprachlicher Ausgestaltung befassen. Zudem werden wir uns mit der Gattung Brief und dem historischen und sozio-kulturellen Umfeld vertraut machen, in dem die Plinius-Briefe entstanden sind. Einen weiteren Schwerpunkt wird die Anwendung und Reflexion digitaler Methoden für die literaturwissenschaftliche Betrachtung antiker Texte bilden.

Die Voraussetzungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises sind die Übernahme einer Sitzungsleitung zur Vorstellung und Anwendung digitaler Methoden, eines Kurzreferats zu historischen und gattungsgeschichtlichen Hintergründen sowie regelmäßige Anwesenheit und gründliche Textvorbereitung.

Textausgabe (obligatorisch!): C. Plinius Caecilius Secundus: Epistularum libri decem, ed. Mynors R. A. B., Oxford 1963 (= OCT). In der ersten Sitzung werden die relevanten Passagen bekannt gegeben.
Literatur zum Einlesen (optional): Berti, Monica. Digital Classical Philology: Ancient Greek and Latin in the Digital Revolution. Vol. 10. Age of Access? Grundfragen Der Informationsgesellschaft. Berlin: Walter de Gruyter & Co, 2019.


Semester: SoSe 2024