Kritik in Aktion: Ausgehend vom „Women’s Court of Canada“ ist im letzten Jahrzehnt eine internationale Bewegung entstanden, die in Rechtspraxis, Forschung und Aktivismus Gerichtsentscheidungen aufgreift, um sie kritisch reflektiert „neu“ zu schreiben (re_writing). Das Ziel ist: Gender – auch als mehrdimensionale Ungleichheit, also intersektional – in die Rechtsprechung zu bringen, ein Queer Reading und Social Justice Zugänge stark zu machen, nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch im konkreten Fall. Damit kommt ein breites Repertoire feministischer und weiterer kritischer Ansätze in der Rechtswissenschaft zum Tragen. Die neu geschriebenen Urteile werden veröffentlicht – in der Wissenschaft, Blogs oder auch in der Kunst. Sie zeigen bisher ungenutzte Möglichkeiten zur Anwendung und Auslegung geltenden Rechts, stellen Sachverhalte in gesellschaftliche Kontexte und verleihen transformativen Ansätzen über die eigene Praxis konkret Gestalt. Genau das wollen wir im Seminar versuchen. Im Geiste der Feminist Judgement-Bewegung werden wir Entscheidungen u.a. des Bundesverfassungsgerichts und des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte „neu“ schreiben. Themen sind Umwelt und Klimakrise, Migration, Personenstand und Familie, Gewalt, Partizipation und Repräsentation. Einführend werden Grundlagen zu Geschlecht, Race und anderen Machtdimensionen im Recht und zur Methode der Feminist Judgement-Bewegung erarbeitet. Dann werden Teams – im Rahmen eines Blockseminars – eine Entscheidung „neu schreiben“ und ihre Erkenntnisse vorstellen. Sie müssen mitbringen: Interesse an feministischer, antirassistischer u.a. Rechtskritik, Offenheit für interdisziplinäre Arbeit, Bereitschaft zur Lektüre von Texten in deutsch und englisch und zur Teamarbeit.

Organisatorisches:
Die Teilnehmendenzahl ist beschränkt. Das Seminar richtet sich an Studierende im Schwerpunktstudium der Rechtswissenschaft (SP 1 und 2) und im MA Gender Studies. Studierende anderer Studiengänge können auf der Grundlage einer Bewerbung zugelassen werden.
Eine Anmeldung ist bis zum 1.4.2024 erforderlich, mit Angaben zu Studienfach, Semester, relevanten Vorkenntnissen und Interessen, bei sekretariat.baer@hu-berlin.de .

Prüfung:
StudO/PrO REWI 2020: Anschließende Studienarbeit
MA Gender Studies: 4 LP, die MAP ist als HA/MU möglich und NUR in M6 Interventionen.


Semester: SoSe 2024