Aufgrund der nationalsozialistischen Repressionen lebten zwischen 1933 und 1945 zahlreiche deutsche Sozialdemokraten, Kommunisten, Juden, Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler in Nordeuropa, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Willy Brandt, Bruno Kreisky, Herbert Wehner, Berthold Brecht, Nelly Sachs, Hans Henny Jahnn, Niels Bohr oder Wilhelm Reich. Warum wählten sie den Norden als Zufluchtsort? Welche Lebensbedingungen boten ihnen die skandinavischen Länder in schwieriger Zeit? Welche Bedeutung hatten die Exilanten für den Norden? Welche Erfahrungen aus dem Norden brachten sie nach 1945 zurück in ihre Heimatländer? Dies sind nur einige Fragen, die man an das Thema stellen kann. Wir werden uns im Kurs darüber hinaus mit quantitativen und qualitativen Aspekten der Emigration aus dem Deutschen Reich, Österreich und der Schweiz sowie Phänomenen der Immigration nach und des Exils in Skandinavien beschäftigen. Weitere Themen sind die Trans- und Intermigrationen durch die und zwischen den skandinavischen Staaten, Remigrationen nach Deutschland nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes, ideologische und wirtschaftliche Aspekte von Migration und Migrationspolitik sowie der Einfluss von Migration und Exil auf das Verhältnis zwischen dem Deutschen Reich und den skandinavischen Staaten besonders während des Zweiten Weltkriegs.

Der Kurs wendet sich sowohl an Studierende der skandinavistischen Kulturwissenschaft als auch der Geschichtswissenschaft. Für Geschichtsstudierende kann die Teilnahme im Rahmen des Studiums der Neueren Geschichte angerechnet werden.

Kenntnisse in skandinavischen Sprachen sind zur Erforschung dieser Themen überaus nützlich, aber keine unbedingte Voraussetzung.

Literatur:
Hans Uwe Petersen (Hg.): Hitlerflüchtlinge im Norden. Asyl und politisches Exil 1933–1945, Kiel 1991. Einhart Lorenz (Hg.): Ein sehr trübes Kapitel? Hitlerflüchtlinge im nordeuropäischen Exil 1933 bis 1950, Hamburg 1998.

Semester: SoSe 2024