Anhand einzelner Gemälde von Mary Stevenson Cassatt, Dora Hitz, Georges Seurat, Pierre Bonnard, Édouard Vuillard, Vincent van Gogh, Edvard Munch, Gustav Klimt und Henry Matisse untersucht das Seminar das Verhältnis von Malerei und Raumdekoration in der europäischen Kunst des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Malerei ist zum einen in ihrer Funktion als Raumdekoration angesprochen, zum anderen werden Tapeten, Teppiche und Wandschirme zum Gegenstand der Malerei von Interieurs. Innenräume geraten als Bereiche des Privaten und als Bühnen des Psychischen in den Blick. Mit der Bestimmung der Malerei als ‚décoration‘ verbindet sich um 1900 ein Programm der Abkehr von einer überkommenen, illusionistisch nachahmenden Malerei. Damit einher geht eine Reflexion der medialen Verfasstheit von Malerei - insbesondere ihrer flächenhaften Gestaltung. Die Kunstkritik beschreibt wie Pinselstriche sich zu gemalten Teppichen verweben (Félix Fénéon) und ornamentale Muster werden zum Gegenstand einer ‚stilisierenden‘ Malerei.

Das Seminar untersucht auf welche Weise das ‚Teppichparadigma‘ sich sowohl bildnerisch als auch im diskursiven Kontext moderner Malerei ausprägt. Dabei bietet es Gelegenheit die Verhältnisse von Raum und Fläche, Figur und Grund, Material und Darstellung in der Bildbeschreibung zu erfassen sowie ihre spezifische Reflexion in Malerei und kunsttheoretischen Diskursen um 1900 zu historisieren.


Semester: WiSe 2023/24