Ob für inhaltliche Analysen oder um ein Register zu erstellen - das Auszeichnen und zusammentragen von Eigennamen in Texten oder Textsammlungen war bislang immer eine sehr zeitaufwändige Angelegenheit. Methoden wie die Named Entity Recognition (NER) scheinen hier Abhilfe zu schaffen. Damit ist es möglich, die Arbeit von Stunden, Tagen oder auch Wochen in wenigen Minuten auszuführen. Doch so einfach, wie es aussieht, ist es nicht. Meist wurden die dazu genutzten Modelle auf modernen bzw. zeitgenössischen Texten trainiert, was für ihre Anwendung für ältere Texte rasch zu größeren theoretischen und insbesondere kulturhistorischen Fragen führt. Genau diesen Fragen wollen wir uns um Rahmen des Seminars widmen: Zum einen wollen wir uns anschauen, wie genaue diese Verfahren funktionieren und auf welchen theoretischen Grundannahmen sie basieren. Zum anderen wollen wir uns die zentralen kulturhistorischen Fragen stellen, die sich aus der Anwendung auf vormoderne Texte ergeben - nämlich die nach mittelalterlichen Namenspraktiken und Konzepten von Individualität, nach der Trennung von Amt und Person und nach dem historischen Status von Institutionen und ab wann diese eigentlich als eigenständige Entitäten gelten können. Dabei wollen wir eng an Beispielen aus verschiedenen Epochen arbeiten, wobei einer der Schwerpunkte auf spätmittelalterlichen deutschen Stadtchroniken liegen soll.

Das Masterseminar wird von der Übung begleitet, wo es dann um die konkrete praktische Umsetzung dieser Methoden geht.

Die Übung begleitet das Masterseminar “Der Name der Dinge” zu Named Entities, dessen Besuch Voraussetzung für diese Übung ist. Während wir uns im Seminar den theoretischen und methodischen Fragen rund um Named Entity Recognition widmen und uns die (kulturhistorischen) Bedingungen für die automatisierte Eigennamenerkennung in historischen Texten erarbeiten, soll es in der Ünung im die praktische Anwendung dieser Methoden gehen. Anhand spätmittelalterlicher Stadtchroniken aus Nürnberg wollen wir gemeinsam verschiedene Methoden ausprobieren und evaluieren, inwieweit diese auf vormoderne Texte anwendbar sind. Für diese Übung braucht es grundlegende Kenntnisse in der Programmiersprache Python.


Semester: WiSe 2023/24