Der brutale russische Angriffskrieg in der Ukraine und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von der russischen Armee in Butscha, Irpen und anderen Städten der Ukraine begangen wurden, brachten in Europa die Schrecken der Gewaltherrschaften aus dem letzten Jahrhundert zurück. Die Verbrechen, die von der Armee in den besetzten Städten begangen werden, stehen jedoch nicht isoliert da. Sie sind mit dem sozialen Bewusstsein der Gesellschaft untrennbar verbunden. Während die politischen Strukturen der Gewaltherrschaften gut erforscht – dennoch bis heute kontrovers diskutiert – sind, ist die Frage, was passiert mit den Menschen in den Gewaltherrschaften, was passiert mit dem individuellen und dem sozialen Bewusstsein, ist nicht in allen kulturellen Kontexten gleichermaßen thematisiert worden. Das Thema des Seminars sind die Veränderungen im sozialen Bewusstsein der Gesellschaften in unterschiedlichen kulturellen Kontexten [ am Beispiel der literarischen Werke wie Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ (1902), Warlam Schalamows „Erzählungen aus Kolyma“ (1951-1971), Imre Kertész, „Mensch ohne Schicksal“ (1975), Hertha Müllers „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (1992), José Saramagus „Die Stadt der Blinden“ (1995), Jürgen Fuchs‘ „Landschaften der Lüge“ (1991), Sergej Losnitzas „Donbas“ (2018) aber auch der theoretischen Texte wie Victor Klemperers „LTI-Notizbuch eines Philologen“ (1947), Warlam Schalamows „Über Prosa“ (1965), Giorgio Agambens „Ausnahmezustand“ (2003) und „Was von Auschwitz bleibt. Das Archiv und der Zeuge“ (1998), Merab Mamardashvilis „Dritter Zustand“ (1989).  



Semester: WiSe 2023/24