Römische Inschriften auf Latein wurden auf Monumente, Wände oder Gefäße aus den unterschiedlichsten Gründen eingemeisselt, geritzt oder aufgemalt. Die Einheit von Inschrfit und Inschrift-Träger war in der Antike ein grundlegendes Kommunikationsmittel, das für uns ein unmittelbar überliefertes medium für die Erforschung der römischen Kultur ist. Aus dieser Besonderheit der epigraphischen Texte ergeben sich auch sprachliche Merkmale, die in der Literatur weniger zu beobachten sind. Anders als die literarischen Quellen sind die Inschriften Momentaufnahmen: Die Zeit zwischen der Planung und der Realisierung einer Inschrift war in der Regel sehr kurz; außerdem gehörten der Auftraggeber und der Auftragnehmer zur kulturellen Umwelt der Texte, die sie zusammengestellt hatten. Da sich nicht nur Herrscher und Aristokraten männlichen Geschlechtes, sondern auch ‚kleine Leute’ und Frauen durch Inschriften ausdrückten, wird die verwendete Sprache bunter als die Sprache der Literatur.

Ziel dieses Kurses ist es, die Student*innen mit den inschriftlichen Texten auf Latein und deren Besonderheiten durch eine praxisorientierte Veranstaltung vertraut zu machen. Zu diesem Zweck werden die Sitzungen im Alten Museum und in dessen Magazinen in Altglienicke und an der Arbeitsstelle des Corpus Inscriptionum Latinarum der BBAW in der Form eines Blockseminars stattfinden. An diesen Orten besteht die Möglichkeit, die dort aufbewahrten lateinischen Inschriften durch Lektüre und Erstellung von Abklatschen und „Scheden“ (d. h. CIL-Einträgen) zu untersuchen.


Semester: WiSe 2023/24