Unter vormodernen Kommunikationsbedingungen waren politische Entscheidungsträger fast immer auf ungenaue und veraltete Informationen angewiesen und konnten eigenen Entscheidungen nur mit beträchtlicher Verzögerung Geltung verschaffen. Gesandte überbrückten dieses Dilemma insbesondere dann, wenn der handelnde Akteur zumindest virtuell mit dem Entscheidungsträger verschmolz: Politische Repräsentation zeigte sich hier in ihrer unmittelbarsten Form, als durch ausgefeilte juristische und rituelle Strategien hergestelltes Gegenwärtig-Setzen der Mächtigen. Der Umgang mit Gesandten war der Normalfall politischer Kommunikation.

Im späten Mittelalter stieg die Frequenz der Gesandtschaften enorm. An den wichtigsten Herrscherhöfen etablierten sich ständige Gesandtschaften. Die Konventionen zum Ablauf von Gesandtenempfängen und dem Rechtsstatus von Gesandten wurden systematisch normiert.

In der Übung bietet sich Gelegenheit zu vielfältigen Einblicken in die politische Kultur des Spätmittelalters und zum Kennenlernen verschiedener Quellentypen: Traktate, Urkunden, Briefe und Berichte, Reden, bis hin zu Codebüchern zum Entziffern chiffrierter Nachrichten und Bildquellen. Die in den letzten Jahrzehnten stark angewachsene Forschung eröffnet jedem Studierenden die Chance auf ein eigenen Entdeckungsfeld, das einen idealen Boden für eine Qualifikationsarbeit bereiten kann.

Semester: WiSe 2023/24