2023 und 2024 jähren sich die Anwerbeabkommen der Bundesrepublik Deutschland mit Marokko und Portugal zum sechzigsten Mal. Bis 1973 zogen nach Abkommen u.a. mit Italien (1955), Spanien und Griechenland (1960) sowie der Türkei (1961) ca. 14 Millionen sogenannte ‚Gastarbeiter:innen‘ in die Bundesrepublik Deutschland. Dabei entstand eine Literaturtradition zum Teil in Übersetzung aus ihren jeweiligen Muttersprachen, oft abseits des Literaturbetriebs und großer Verlage publizierender (Arbeits-)Migrant:innen, die Fragen nach Identität im Spiegel von Stereotypen und Vorurteilen, Heimat und Sprache sowie soziale und politische Fragen in den Mittelpunkt rücken. Mit der Verleihung des Büchner-Preises an Emine Sevgi Özdamar 2022 und der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung an Aras Ören 2023 ist zuletzt eine deutliche Kanonisierung dieser lange kaum beachteten Literaturtradition zu beobachten. Das Seminar verfolgt die Literatur der ersten Generation von ‚Gastarbeiter:innen‘ in der Bundesrepublik durch alle Gattungen von Mitte der 1960er Jahre bis zu ihrer Sammlung und Publikation in Anthologien sowie einsetzenden literaturwissenschaftlichen Erforschung zu Beginn der 1980er Jahre.

Semester: WiSe 2023/24