Sor Juana Inés de la Cruz (1648-1695) – Nonne, Mystikerin, Universalgelehrte – gilt als wichtigste lateinamerikanische Dichterin des Barock. In unserem literaturwissenschaftlichen Masterseminar mit gendertheoretischem Schwerpunkt wollen wir uns ein Semester lang mit dieser faszinierenden mexikanischen Feministin anhand der Vielfalt ihres Schaffens widmen. Im Zentrum wird dabei Sor Juanas 975 Elf-und Siebensilber umfassendes Traumgedicht – „Primero Sueño“ – stehen, welches als ihr Hauptwerk gilt und eine sprachlich wie inhaltlich hochgradig komplexe nächtliche Seelen-Traum-Reise beschreibt, dabei Aspekte des Unbewussten lyrisch fassend, lange bevor die uns bekannte Freudsche Terminologie des menschlichen Bewusstseinsapparats überhaupt entstand.
Daneben werden wir verschiedene Lustspiele, Sonette, Kritiken, Briefe, Romanzen und Komödien lesen, die die unablässige Arbeit Sor Juanas an feministischen Themen wie Bildungszugang und Selbstbestimmung der Frau theologisch, philosophisch und künstlerisch nachvollziehbar machen.
Im letzten Drittel des Seminars sollen zahlreiche künstlerische Filiationen und Rezeptionen Sor Juanas im Vordergrund stehen. Hier wären exemplarisch ausgewählte Texte der Chicanes-Autorinnen Sandra Cisneros, Alicia Gaspar de Alba und Estela Portillo Trambley zu nennen, ebenso wie Antonio Arenas Inszenierung „Le Phénix du nouveau monde“ im Pariser Théâtre Odéon (1992-1993).
Für die Teilnahme am Seminar sind Lektürefähigkeiten des Spanischen erforderlich, da möglichst nah an den Originaltexten gearbeitet werden soll und einige der Texte (noch) nicht in Übersetzung vorliegen. Grundsätzlich soll das Seminar aber allen Interessierten offenstehen – Lösungen lassen sich in der Regel immer finden.
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Martina Bengert