Die Idee, dass die lebendige Natur von einer Ordnung strukturiert wird,
deren Gesetze sich exakt beschreiben lassen, hat seit dem 18. Jhd. eine
Fülle systematisierender Texte hervorgebracht. Um das Wechselspiel von
Ordnungswillen und Phantastik in (literarischen) Taxonomien zu
erkunden, spannt das Seminar einen historischen Bogen von Carl v. Linnés
„Systema Naturæ“ (1735ff.) über das 19. Jhd. bis hin zu gegenwärtigen
Bestiarien des Anthropozäns und der Poesie des Artenschwunds. Gelesen
werden Texte u. a. von Johann W. v. Goethe, Ernst Haeckel, Franz Kafka,
Heimito v. Doderer, Donna Haraway und Mikael Vogel, die
die Klassifizierung der Animalia erkunden, erzählen, befragen und
unterlaufen, (anthropologische) Differenzen errichten und auflösen, und –
ob unversehens oder mit politisch-poetischem Kalkül – in ihren
Ordnungsbemühungen stets neue Polyvalenzen, Paradoxa und Reste erzeugen.
- Kursverantwortliche/r: Jasmin Köhler