In den letzten Jahren war die Wissensgeschichte im Fokus der Philologien und der Kulturwissenschaft, ein Begriff, der sich neben einer mehr oder weniger unspezifischen, wenn nicht sogar unpräzisen Foucault-Rezeption fest etabliert zu haben scheint. Deshalb wird es notwendig, wieder auf die materialen und historischen Grundlagen hinzuweisen, die Prozesse wie abendländische Wissensproduktion und -tradition über sehr lange Zeiträume erst ermöglichten. Ausgehend von einer fundamentalen Analyse des menschlichen Sprechens durch das griechische Alphabet, die im Erzählen über Vergangenes die Gegenwart konstituiert, wird es immer selbstverständlicher werden, daß Wissen in Form von Schrift, und damit als Literatur dargestellt und weitergegeben wird. Heute, wo dieses Schriftmonopol des Wissens offensichtlich an ein Ende kommt, werden die Prozesse, in der die Ilias und Odyssee des Homer, die antike Philosophie und Naturerkenntnis, die Werke von Leibniz oder Darwin neben Baudelaires Essays und Dichtungen oder den Schriften Nietzsches und Freuds stehen, erst eigentlich sichtbar. Wir werden gemeinsam versuchen, dem auch im Detail nachzugehen.

Das Seminar richtet sich an Studierende der Kulturwissenschaft, aber auch an Philologen, Historiker- und SoziologInnen.

Semester: Semesterübergreifende Kurse