In Heinrich Heines Novelle Florentinische Nächte (1836/37) schildert der Erzähler Maximilian den Besuch eines Konzerts von Niccolò Paganini. Dabei ist es weder die Musik als solche noch die Erscheinung des berühmten Virtuosen, die seine Aufmerksamkeit gefangen nimmt, sondern die durch dessen Spiel ausgelöste „Transfiguration der Töne“, d. h. die Verwandlung von Klang in bildlich-narrative Szenarien. Die von Heine inszenierte poetisch-transzendierende Hörweise kann als eines von vielen Beispielen für die sich bereits um 1800 im Kontext von Musikkritik und Musikerzählung ausprägende Grenzüberschreitung zwischen Musik und Literatur gelten, welche – ausgehend von den theoretischen Pionierarbeiten Werner Wolfs (1999) und Irina Rajewskys (2002) – unter dem Begriff der „Intermedialität“ untersucht wird. Welches Erkenntnispotenzial die Intermedialitätstheorie im Hinblick auf musikkritische bzw. -literarische Texte bietet, wird das Seminar anhand der Lektüre einschlägiger Autoren – darunter E.T.A. Hoffmann, Robert Schumann, Heine und Adalbert Stifter – ausloten, wobei neben musik-literarischen auch andere Formen intermedialer Bezugnahme thematisiert werden.

Semester: WiSe 2023/24