In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand mit dem Melodram eine Gattung des Musiktheaters, deren Bedeutung aufgrund ihrer heutigen Unbekanntheit leicht unterschätzt werden kann. In der kurzen Blütezeit des Melodrams häufen sich schwärmerische Berichte wie etwa derjenige Mozarts über die einzigartige Wirkung dieser speziellen Kombination aus Instrumentalmusik und gesprochenem Text ­– gleichermaßen jedoch stieß es auf kategorische Ablehnung. Dessen ungeachtet wurde das Melodram als Erweiterung des musikdramatischen Repertoires und dramaturgischer Effekt bereitwillig in größere Komplexe aufgenommen, beispielsweise als Nummer in Bühnenwerken. So finden sich melodramatische Szenen oder Einschübe in zahlreichen Bühnenwerken des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, etwa in Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber, Heinrich Marschner, Robert Schumann, Engelbert Humperdinck oder Alban Berg. Zugleich bestand die Tradition des Konzertmelodrams bis hin zu Arnold Schönbergs Pierrot lunaire und darüber hinaus fort und verdient ebenfalls eine genauere Betrachtung.

Ziel des Seminars ist es, die Gattungsentstehung samt der sich daran entzündenden Kontroversen nachzuzeichnen und die besonderen ästhetischen Herausforderungen des Melodrams herauszuarbeiten, die letztlich zu seiner weitgehenden Preisgabe als eigenständiges Bühnenwerk führten. In der Folge sollen verschiedene mögliche Formen der Adaption melodramatischer Prinzipien im Musiktheater untersucht und ihre jeweils eigenen Entwicklungslinien nachvollzogen und voneinander abgegrenzt werden. Der Seminarplan bietet dabei Raum für zahlreiche selbstgewählte Beispiele der Studierenden, anhand derer die Gattungs- und Wirkungsgeschichte des Melodrams diskutiert wird.

Liebe Studierende,

bitte beachten Sie folgende Änderung: Am 19.01.2024 findet das Seminar ausnahmsweise von 8 bis 10 Uhr in Raum 401 statt.


Semester: WiSe 2023/24