Gesellschaften ohne soziale Ungleichheit gibt es nicht; sie unterscheidet sich aber in Ausprägung und Eigenart sehr stark. Die Untersuchung sozialer Ungleichheit ist deshalb ein wichtiges Instrument besonders der Sozialgeschichte, um dem Charakter und der Entwicklung von Gesellschaften auf die Spur zu kommen. Was man aber unter sozialer Ungleichheit verstehen kann und welche Bedeutung sie für die Entwicklung von Gesellschaften hat, wird sehr unterschiedlich beurteilt. Während die einen sagen, sie solle möglichst eingegrenzt, wenn nicht gar aus der Welt geschafft werden, halten die anderen sie für nützlich, weil ihrer Ansicht nach Gesellschaften ohne soziale Ungleichheit an Dynamik und Entwicklungsfähigkeit verlieren. In den letzten Jahren hat das Thema nicht nur in der öffentlichen Debatte und in der Soziologie, sondern auch in der Geschichtswissenschaft wieder mehr Interesse erweckt. Vor diesem Hintergrund soll die Theorielektüre in dieser Übung dazu dienen, soziale Ungleichheit zu historisieren und die historischen Beispiele, die herangezogen werden, kritisch einzuordnen.


Semester: WiSe 2023/24