In den Wespen (422 v.Chr. aufgeführt) hat Aristophanes mehrere typische Themen zu einer komödisch-satirischen Handlung verwoben: Philokleon, ein älterer Athener, ist gerichtssüchtig; sein Sohn Bdelykleon hat ihn deshalb zuhause eingesperrt und auf Entzug gesetzt. Der Chor der Mit-Juroren Philokleons, alter Männer, die gleichzeitig Wespen sind, befreit ihn. Sie wittern Tyrannis! In einem langen Agon kann Bdelykleon seinen Vater und den Chor jedoch davon überzeugen, dass sie manipuliert und ausgenutzt werden, und zwar gerade als Juroren und besonders von ihrem Lieblingspolitiker Kleon. Die Frustration Philokleons führt zu einem Stellvertreterprozess: Ein Hund ist angeklagt, einen Käse gemopst zu haben. Philokleon spricht ihn durch eine List Bdelykleons frei und ist so geschockt über seine eigene Milde, dass er plötzlich von seiner Gerichtssucht geheilt ist. Er willigt ein, jetzt das angenehme Leben seines Sohnes zu führen: Er bekommt neue Kleider, nimmt an Parties mit den Superreichen teil, feiert, tanzt, singt. Philokleon versucht es, sich zu integrieren, schafft es nicht immer, und tanzt am Ende alle in Grund und Boden. Das Stück verbindet Kleon-Polemik, Kritik an der herrschenden Politik, Manipulation der einfachen Athener durch die Kriegspartei, Generationen- und Mobilitätsproblematik, usw. Die Komödie bietet eine anspruchsvolle Lektüre, besonders als Komplement zur Tragödie. Wir werden das Stück in Ausschnitten lesen; Sprache, Inhalt und Metrik sollen gründlich diskutiert werden. Wir werden uns auch mit der Aristophanesforschung anhand einzelner Themen auseinandersetzen.

Text/Kommentar: N.G. Wilson, Aristophanis Fabulae, t. 1, Oxford 2007. D.M. McDowell, Aristophanes. Wasps, Oxford 1971. Z.P. Biles & S. Douglas Olson, Aristophanes, Wasps. Oxford 2015. — Zur Einführung: K.J. Dover, Aristophanic Comedy, Berkeley 1972; D.M. McDowell, Aristophanes and Athens. An Introduction to the Plays. Oxford 1995.


Semester: WiSe 2023/24