Der Güterverkehr ist der in der öffentlichen Wahrnehmung oft vernachlässigte Teil des Verkehrs, obwohl rund ein Drittel der Verkehrsleistung in Deutschland und Europa durch den Güterverkehr erbracht werden. In Deutschland waren das im Jahr 2021 702 Mrd. Tonnenkilometer. Dabei geht der größte Teil des Güterverkehrs über die Straße, nur knapp 20% der Güterverkehre werden über die Schiene durchgeführt.

Güterverkehr ist allerdings nicht gleich Güterverkehr. Zum einen geht es um den Transport von Gütern und Waren über weite Strecken, so beispielsweise um den Transport von Gemüse und Obst aus Südspanien nach Deutschland. Zum anderen geht es um die Feinverteilung von Sendungen, die durch den elektronischen Handel in den letzten Jahren enorm zugenommen haben. Vor allem in städtischen Räumen ist die Zunahme der Lieferverkehre zu einem erheblichen Problem geworden.

Aus geographischer Perspektive ist Güterverkehr mehr als nur der Transport von Waren. Vielmehr verbindet er Standorte mit oft sehr unterschiedlichen Eigenschaften, und er trägt zur Erschließung neuer Standorte und damit oft ganzer Regionen bei. Güterverkehr ist ein essentieller Teil von Warenproduktion und Handel entlang von Wertschöpfungsketten, die sowohl agrarischer als auch industrieller Natur sein können. Beispiele dafür sind die Produktion und Verarbeitung von Gemüse, oder anders ausgedrückt „von der Tomate zur Pasta-Sauce“, oder aber von der Lederproduktion zum Fahrradsattel.

Güterverkehr hat eine Vielzahl von relevanten Kontext- und Einflussfaktoren. Ziel des Seminars wird es sein, das Phänomen Güterverkehr zu erkennen, zu beschreiben und zu verstehen. Dies beinhaltet Arbeit im Gelände ebenso wie die intensive Beschäftigung mit der Entwicklung des Güterverkehrs in Deutschland und Europa, aber auch in internationalen Zusammenhängen. Ein weiteres wichtiges Element des Seminars ist die Erarbeitung und Diskussion von Theorien und Konzepten zur Rolle des Güterverkehrs in Wertschöpfungsketten unterschiedlicher räumlicher Reichweite.

Semester: WiSe 2023/24