Bukolik war lange Zeit eine wichtige Gattung der europäischen Literatur − und ist in jüngerer Zeit Modell für Gattungstheorien und Theorien der Fiktionalität geworden. Das hat seinen Grund darin, dass „poetische Reflexion“ (E.A. Schmidt) das Prinzip der Bukolik ist: Dichtung über Dichten und Dichter, situiert in einer durch sprachliche Nahaufnahmen von Details suggerierten, meist ländlichen Szenerie. In dieser Spannung zwischen Konkretheit und komplexen literarischen Strukturen liegt der spezifische Reiz der Bukolik. Hinzu kommt das dichte Gewebe der Intertextualität, das sich von der Genese der Gattung bei Theokrit bis weit in die Neuzeit erstreckt. Diese Wirkung hat eine institutionelle Ursache auch darin, dass über Jahrhunderte die Lektüre lateinischer Dichtung mit Vergils ‚Bucolica‘ begann. Diese zehn Gedichte, auch ‚Eklogen‘ genannt, werden daher im Zentrum gemeinsamer Lektüre und Interpretation stehen, wobei der Blick sowohl auf Theokrit zurück als auch auf die lange Wirkungsgeschichte voraus gelenkt werden soll. Ein ausführliches Programm und zusätzliche Texte sind über Moodle ab Anfang Oktober zugänglich. Das Passwort wird auf Anfrage (thomas.poiss@hu-berlin.de) per Mail zugeschickt.

Texte: Vergil, Bucolica-Hirtengedichte, übers. v. M. v. Albrecht, Stuttgart 2001 (8,80 €) oder eine andere zweisprachige Ausgabe (Holzberg, Götte, Klingner etc.). Eine elektronische Fassung der Übersetzung von N. Holzberg, Vergil. Bucolica/Hirtengedichte und eine der Gedichte Theokrits von B. Effe sind über den StabiKat zugänglich. ‒ Weitere Materialien werden als PDF zur Verfügung gestellt.
Literatur: B. Effe / G. Binder, Antike Hirtendichtung, 2.Aufl., Düsseldorf 2000; M. Fantuzzi, T. Papanghelis (Hrsg.), Brill’s Companion to Greek and Latin Pastoral, Leiden u.a. 2006.


Semester: WiSe 2023/24