Kunst löst in den Rezipient:innen mannigfaltige Gefühle aus – und viele davon sind keine positiven: Wir weinen beim Tod geliebter Figuren, sind schockiert über Grausamkeiten und Unrecht, fürchten uns vor Monstern und Psychopath:innen, leiden mit Gequälten und vom Schicksal Getroffenen, sind verzweifelt über fatale Entscheidungen oder empfinden Abscheu gegenüber teuflischen Bösewichten. Schon seit der Antike beschäftigt Philosoph:innen wie Ästhetiker:innen deshalb die Frage: Warum tun wir uns das an? Warum setzen wir uns im Bereich der Kunst freiwillig Situationen und Emotionen aus, die wir in der Realität niemals in dieser Weise erleben wollen würden? Und warum schätzen wir Kunstwerke trotzdem und sogar gerade deswegen?
Das Seminar beschäftigt sich zunächst mit unterschiedlichen theoretischen Antworten auf diese Fragen. Dabei werden wir nicht nur historische „Klassiker“ wie Schiller und Hume lesen, sondern auch in die aktuelle Debatte in der analytischen Ästhetik eintauchen. Die Teilnahme am Seminar setzt dazu die Bereitschaft voraus, mitunter auch englischsprachige Forschungsliteratur zu rezipieren. Darauf aufbauend werden wir mehrere konkrete Beispiele „schmerzhafter Kunst“ analysieren, auf die wir uns zu Beginn des Seminars einigen werden.

Semester: WiSe 2023/24