Wieder einmal steht die Arbeit im Mittelpunkt gesellschaftlicher Aufmerksamkeit: Der digitale Wandel verändert die Erwerbsarbeit grundlegend, work-life balance ist auch bei Kirchentagen zentrales Thema, die Frage nach der Systemrelevanz angemessenen Bezahlung von Pflegetätigkeiten lässt sich durch wertschätzendes Klatschen allein nicht beantworten und überhaupt wird gefragt, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht den Zwang zur Erwerbsarbeit überflüssig machen sollte. Doch die Partizipation an Erwerbsarbeit entscheidet nicht nur über die jeweilige materielle Teilhabe, sondern auch über den je eigenen Status, ja sogar über das Selbstwertgefühl. Und auch wer (gerade) nicht erwerbstätig ist, scheint immerzu zu arbeiten: Wir kennen Eigenarbeit, Beziehungsarbeit, Körperarbeit, Bildungsarbeit, Familienarbeit, Trauerarbeit, aber kaum eine Tätigkeit, die nicht mit dem Arbeitsbegriff erfasst werden kann. Und wir als Protestanten und Protestantinnen sind an dieser Bedeutung der Arbeit nicht ganz unbeteiligt: konnte doch Luther formulieren, der Mensch sei zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen. Im Seminar werden wir neuere philosophische, polititologische und soziologische Texte wahrnehmen, die uns helfen können, einen genaueren Blick auf Begriff und Phänomen der Arbeit zu werfen um zu erwägen, was aus theologischer Sicht zu diesem Thema zu sagen ist.

Literatur: Axel Honneth, Der arbeitende Souverän. Eine normative Theorie der Arbeit, Berlin 2023; Angelika Krebs, Arbeit und Liebe, Die philosophischen Grundlagen sozialer Gerechtigkeit, Frankfurt am Main 2002; Torsten Meireis, Tätigkeit und Erfüllung. Protestantische Ethik im Umbruch der Arbeitsgesellschaft, Tübingen 2008.

Semester: WiSe 2023/24