In der deutschsprachigen Literatur- und Kulturwissenschaft ist der 'politische Roman' noch eine semantisch unterbestimmte Gattungsbezeichnung. Dabei nötigt uns die aktuell sich beschleunigende Politisierung von literarischen Produktions- und Rezeptionsdynamiken für die einst einschlägigen Begriffe wie 'eingreifendes Denken', 'Engagement' oder auch 'literarische Subversion' einen zeitgenössischen begrifflichen Nachfolger zu finden. Dieser sollte die ästhetischen Dimensionen und die Kontexte und Potenziale einer nicht nur poetisch und ethisch, sondern auch politisch ausgerichteten Kulturproduktion berücksichtigen. Am Beispiel von ausgewählten Romanen untersucht die LV die explizite wie auch implizite, manchmal nur auf Schleichwegen zu erfassende politische Agenda der europäischen Gegenwartsliteratur. Die endgültige Auswahl wird am Semesteranfang getroffen, Vorschläge sind u.a.:

Javier Cercas, Der falsche Überlebende (2014)

Eduard Louis, The End of Eddy (2014)
Anna Burns, Milkman (2018)
David Diop, At Night All Blood Is Black (2018)

Ian McEwan, The Cockroach (2019)
Vadym Yakovlev, Where the territory begins (2020)
Emine Sevgi Özdamar, Ein von Schatten begrenzter Raum (2021).

Die LV ist Teil des neuen Projekts „Die Kartographie des politischen Romans in Europa“ (Horizont Europa) und entwickelt sich im Austausch mit einem Buchklub, der zwischen Oktober 2023 und Juni 2024 im Literaturhaus veranstaltet wird.


Semester: WiSe 2023/24