Es mag in unserer säkularen Welt seltsam klingen, aber: Im Mittelalter und weit darüber hinaus kommunizierte man nicht nur regelmäßig mit Gott, sondern auch mit dem Teufel, mit Dämonen und Geistern. Man sprach sie an, erwarte eine Reaktion und machte sie so zu einem sozialen Gegenüber – zu einem, das man zumeist rasch wieder los werden wollte; zahlreiche Quellen (Chronistik, Briefe, medizinische, juristische und theologische Traktaten) berichten davon.

Im Seminar soll untersucht werden, wie man diese Gespräche führte und was sie in den Augen der Zeitgenossen möglich machte. Dabei geht es auch um die Frage, was daraus folgt, wenn wir als Historiker:innen den Teufel, Dämonen und Geister als soziale Akteure des Mittelalters ernstnehmen und was das für eine Sozialgeschichte bedeuten kann.


Literatur:

Stephen Gordon, Supernatural Encounters. Demons and the Restless Dead in Medieval England, c. 1050-1450 (Studies in Medieval History and Culture) London/New York 2020.

Matthias Pohlig/Barbara Schlieben, Das vormoderne Soziale neu denken: Ein Vorschlag, in: Grenzen des Sozialen. Kommunikation mit nicht-menschlichen Akteuren in der Vormoderne, hrsg. v. Dens., Göttingen 2022, S. 9-26.

Gabriele Schichta, Einkaufen beim Teufel: Städtische (?) Morallehre im „Meister Reuauß“, in: Österreich in Geschichte und Literatur (mit Geographie) 60, 2016, S. 309-324.

Tim Weitzel, Kommunikation mit Gott – ein Gegenstand der Geschichtswissenschaften? Überlegungen eines Profanhistorikers, in: Saeculum 72,2, 2022, S. 233-260.

Semester: WiSe 2023/24