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„Auch ist dieses einmal das Balladenjahr“, schreibt Schiller am 22. September 1797 an Goethe. Der äußere Anlass dafür ist der jährliche Musen-Almanach, den Schiller für die Cottaische Buchhandlung herausgibt und der für das Jahr 1798 zu füllen ist. Zugleich gewinnt die Ballade als literarische Form an Attraktivität, weil sie sich mit Goethes und Schillers Austausch über die literarischen Gattungen in Beziehung setzen lässt: Beide arbeiten zu dieser Zeit an einem Drama (Schillers Wallenstein) bzw. einem Epos (Goethes Hermann und Dorothea) und die Frage danach, was das eine vom anderen und beide von der Lyrik unterscheidet, ist naheliegend. So entstehen in dieser Konstellation etliche der berühmtesten (und, blickt man auf ihre curriculare Karriere, berüchtigtsten) Gedichte der deutschen Literatur; unter anderem Der Zauberlehrling, Die Braut von Korinth und Der Gott und die Bajadere von Goethe und Der Taucher, Der Handschuh und Die Kraniche des Ibykus von Schiller.
Das Seminar wird das „Balladenjahr“ unter verschiedenen Gesichtspunkten behandeln. Natürlich sollen die Balladen selbst im Mittelpunkt stehen, denen durch eingehende Lektüren und Rückgriffe auf die jüngere Forschung neues Leben eingehaucht werden kann, aber es sollen auch ihr gattungstheoretischer Hintergrund und ihr publizistischer Kontext berücksichtigt werden. Insgesamt soll es darum gehen, ein vermeintlich allzu bekanntes Textkorpus neu zu erschließen und in seiner vielschichtigen Bezogenheit auf die literarischen Entwicklungen und Praktiken seiner Zeit erkennbar zu machen.

Ein Digitalisat des Musen-Almanachs für das Jahr 1798, in dem die betreffenden Texte erschienen sind, findet sich in den Digitalen Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:32-1-10024415208. Alle Texte werden darüber hinaus über Moodle zur Verfügung stehen. 

Semester: SoSe 2023