Das Seminar wird in zentrale Positionen der literaturwissenschaftlichen Geschlechterforschung im Bereich der Germanistischen Mediävistik einführen. Der Produktivität dieser Forschung für die konkrete Analyse literarischer Texte gilt dabei das besondere Interesse. Forschungstendenzen, die die Gender Studies in ihrer jüngeren Geschichte bestimmt haben und sie zum Teil bis heute prägen, strukturieren den Kurs. Der Beschäftigung mit jedem Forschungsbeitrag wird eine Seminarsitzung vorausgehen, in der wir uns gemeinsam mit dem literarischen Text vertraut machen, um den es im Forschungstext geht. Damit kommt dem Bezug zur Literaturanalyse besondere Bedeutung zu und die Impulse, die vom jeweiligen Forschungstext ausgehen, können genauer beschrieben und besser problematisiert werden.

Unter anderem werden wir uns mit Untersuchungen zu Frauenfiguren in literarischen Texten beschäftigen, mit Positionen, die das Verhältnis von sex und gender problematisieren, mit Heteronormativitätskritik und queer readings, mit literarischen Darstellungen von Körpern und mit dem Bemühen um die Historisierung der körperlichen Geschlechterverhältnisse, mit Positionen der Männlichkeitsforschung und schließlich mit der Intersektionalitätsforschung und ihrer leitenden Frage nach dem Ineinandergreifen unterschiedlicher identitätsbildender Kategorien.

Die Auseinandersetzung mit diesen Forschungsschwerpunkten der Gender Studies wird deutlich machen, dass sie einander zum Teil kritisch perspektivieren. Der Blick in die Geschichte des Forschungsfelds wird aber auch zeigen, dass Leitbegriffe und Schwerpunkte der Forschung einander nicht einfach ablösen, sondern dass Fragestellungen weitergeführt und Überlegungen wieder aufgegriffen werden.

Die zentralen Arbeitsformen des Seminars sind Impulsreferate und ausführliche Diskussionen der Primär- und Forschungstexte im Plenum. Mündliche Prüfungen zum Abschluss des Moduls finden vom 17.07. bis 21.07.2023 statt.

Zur vorbereitenden Lektüre wird empfohlen:

Judith Klinger: Gender Theorien. Ältere deutsche Literatur, in: Germanistik als Kulturwissenschaft. Eine Einführung in neue Theoriekonzepte, hg. v. Claudia Benthien und Hans Rudolf Velten, Reinbek bei Hamburg 2002, S. 267-297; Andrea Sieber: Gender Studies, in: Literatur- und Kulturtheorien in der Germanistischen Mediävistik. Ein Handbuch, hg. v. Christiane Ackermann und Michael Egerding, Berlin und Boston 2015, S. 103-140.

Semester: SoSe 2023