Der Anfang einer Erzählung oder eines Romans markiert stets eine prekäre Schwelle und kennzeichnet den Übergang zwischen Vorgeschichten und Geschichten, den Eintritt in eine andere und fiktive Welt, den Anbruch einer neuen und eigenen Ordnung. Wie und womit begonnen wird, die ersten Worte und Sätze, ein anfängliches Bild oder die Wahl eines Schauplatzes – all das prägt und programmiert den weiteren Gang des Geschehens bis hin zu glücklichen, üblen oder offenen Enden. Erzählanfänge bestimmen also nicht nur die Architektur und die Fortsetzung von Geschichten, sie geben auch Auskünfte über die Probleme und Strategien des Erzählens überhaupt. – Im Seminar werden Textbeispiele verhandelt, die von Ursprungserzählungen wie der biblischen „Genesis“ bis zu prominenten und kanonischen Erzählanfängen bei Johann Wolfgang von Goethe, E.T.A. Hoffmann, Franz Kafka, Robert Musil, Thomas Mann u.a. reichen.
Semester: SoSe 2023