Inwieweit ist es möglich, Gender im mittelalterlichen Skandinavien zu
rekonstruieren? Gelten für Götter die gleichen Geschlechternormen wie
für normale Menschen? Und welche Folgen hat die Übertretung von
Geschlechternormen? Wir werden eine Auswahl an Texten lesen, von den
Isländersagas bis zur eddischen Dichtung, um herauszufinden, wie die
mittelalterlichen Skandinavier über Sex und Gender dachten und wie sich
ihre Vorstellungen möglicherweise von unseren unterschieden. Wie wirkt
sich zum Beispiel das Hexendasein auf das Geschlecht einer Frau aus –
oder auf das eines Mannes? Sind Walküren transgender? Kann eine Gottheit
sowohl ein Mann als auch eine Frau sein? Wir werden diese und andere
Fragen anhand verschiedener theoretischer Ansätze untersuchen, darunter
die Ein-Geschlecht-Theorie, die Carol Clover als erste für die
Skandinavistik adaptierte, die Queer-Theorie, wie sie von Judith Butler
beschrieben wird, und die jüngsten feministischen Arbeiten in der
Skandinavistischen Mediävistik von Jóhanna Katrín Friðriksdóttir.
- Kursverantwortliche/r: Ela Sefcikova