Die Predigt ist eine öffentliche religiöse Rede. Daher ist sie immer auch ein rhetorisches Phänomen. Sie unterliegt den Bedingungen rhetorischer Kommunikation. Dies gilt zum einen auf formaler Ebene – die Predigt muss als Rede funktionieren. Aufbau, Thema, Argumentation, Form, Orientierung an den Hörenden, Sprachgestaltung etc. müssen daher bedacht und reflektiert werden. Das gilt zum anderen aber auch auf systematischer Ebene: Das Christentum ist selbst eine rhetorische Religion. Es speist seine Dynamik wesentlich aus der kommunikativen Verständigung über Religion. Die biblischen Texte lassen sich in genau diesem Sinn lesen – als Äußerungen, Verständigung und Gesprächsangebote über Religion und über den Glauben: Anhand der von den Seminarteilnehmer:innen gehaltenen Predigten wollen wir uns an diesem Gespräch beteiligen und fragen: Was glauben wir und warum? Welche Lebensdeutungen und Alltagshaltungen empfiehlt der christliche Glaube? Wie und mit welchem Ziel kommunizieren wir diese Deutungen und Haltungen? Was ist das Spezifische einer „Rhetorik des Religiösen“, gerade unter den gegenwärtigen Transformationsprozessen? Was bleibt, was verschwindet?

Im Seminar findet wöchentlich ein Seminargottesdienst statt, der von den Seminarteilnehmer:innen anhand der in der Perikopenordnung, Reihe V vorgesehenen Texte gestaltet wird.

Der erfolgreiche Besuch des homiletischen Proseminars wird vorausgesetzt. Von jedem:r Seminarteilnehmer:in wird die Übernahme einer Predigt und die Gestaltung einer Liturgie erwartet, sowie die engagierte Mitarbeit und Mitdiskussion des skizzierten theologisch-homiletischen Themas.

Semester: SoSe 2023