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Nach einer kurzen Einführung in Geschichte, Formen und Funktionen der attischen Tragödie sollen zumindest vier der erhaltenen Tragödien des Sophokles gelesen werden: Trachinierinnen, Antigone, König Ödipus, Ödipus auf Kolonos. Da dies relativ zeitaufwendig ist, bitte ich darum, mit der Lektüre schon in den Ferien zu beginnen: es lohnt! „Antigone“ und „König Ödipus“ zählen seit Beginn der neuzeitlichen Wiederaufführungen zu den meistgespielten antiken Dramen, „Elektra“ ist in Hofmannsthals Opernlibretto seit hundert Jahren präsent, „Philoktet“ hat spätestens seit Heiner Müllers Adaption starkes Interesse gefunden und auch der „Ödipus auf Kolonos“ ist nicht nur von Bedeutung für die Tragödientheorie, sondern wird, zuletzt übersetzt von Peter Handke, öfter gespielt. Die „Trachinierinnen“ sind von Ezra Pound übersetzt worden, allenfalls der „Aias“ führt ein Schattendasein. Dieses starke Interesse hat gute Gründe: Sophokles stellt radikale Fragen nach der Natur des Menschen und den Bedingungen seines Handelns, die von traditioneller Religion und politisch-sozialer Ordnung nur schwer eingehegt werden können. Zudem sind Sophokles‘ Dramentexte durch ein Geflecht aus Worten und Gedanken so dicht zusammengespannt, dass sich an ihnen ein Maßstab für poetische Komposition überhaupt gewinnen lässt.

Textausgabe: Sophokles, Tragödien, übertr. v. W. SCHADEWALDT, hrsg. u. m. Erläut. u. e. Einl. v. B. ZIMMERMANN, Düsseldorf 2002 (z.Zt. nur antiquarisch erhältlich; Teilkopien geplant). Alternativ dazu: Sophokles. Dramen. Hrsg. u. übers. v. W. WILLIGE. Erläut. u. Nachw. v. B. ZIMMERMANN, Düsseldorf 2007 (5. Aufl.; 1. Aufl. 1966; elektronisch über HU-PRIMUS zugänglich).
Einführung: H. FLASHAR, Sophokles. Dichter im demokratischen Athen, München 2010 (2. Aufl.; 1. Aufl. 2000). – G. A. SEECK, Die griechische Tragödie, Stuttgart 2000. – P. E. EASTERLING (Hg.), The Cambridge Companion to Greek Tragedy, Cambridge 1997. – J. GREGORY (Hg.), A Companion to Greek Tragedy, Malden/MA 2007.

Semester: SoSe 2023