Situationen in pädagogischen Institutionen sind durch Macht- und Hierarchieverhältnisse geprägt – diese Erfahrung haben viele von uns gemacht. Konventionell wird davon ausgegangen, dass Macht hierarchisch ausgeübt wird, dass also  Lehrer*innen und Erzieher*innen disziplinieren oder unterdrücken. Die erziehungswissenschaftliche Forschung zeigt ein komplexeres Bild, nämlich, dass Pädagog*innen stets auf Anerkennung angewiesen sind, dass also Macht nicht nur hierarchisch verteilt wird und sich diese in verkörperten Interaktionen pädagogischer Situationen zeigt. Pädagogische Situationen sind stets prekär – für beide Seiten, die Erziehenden und die zu Erziehenden. Das Verhältnis von Macht und Anerkennung in pädagogischen Situationen soll in diesem Seminar im Mittelpunkt stehen. Ausgehend von konkreten Praxisbeispielen aus der videographischen Forschung werden verschiedene Anerkennungstheorien (Honneth, Butler) und ihre erziehungswissenschaftliche Ausdeutung (Prengel, Mecheril, Ricken et al.) diskutiert. Dabei werden ihre leiblichen Dimensionen der Verkörperung und der Vulnerabilität an Videosequenzen aus einem Forschungsprojekt erarbeitet.

Semester: WiSe 2022/23