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Wolfgang Heise (1925-1987) gehörte zu den nachhaltig einflussreichsten Intellektuellen der ehemaligen DDR. Stark von ihm beeinflusst wurden nicht nur die Studierenden seiner Wirkungsstätte, der Humboldt-Universität, sondern auch die wichtigsten Künstler:innen des Landes: Christa Wolf, Heiner Müller, Wolf Biermann u.v.m. Auch die US-amerikanische Bürgerrechtsikone Angela Davis erwarb ihren Doktorgrad bei Heise. Folgt man der Historikerin Sonia Combe, war Heises Status an der Berliner Universität sogar vergleichbar mit jenem, den Michel Foucault in Paris verkörperte. Umso erstaunlicher scheint es, dass Wolfgang Heise heute in einer „Inszenierung des Vergessens“ (Heiner Müller) versunken zu sein scheint.
Das Projekttutorium will aus dieser Perspektive eine unzeitgemäße Betrachtung wagen und ein neues Licht auf den Philosophen, Ästhetiker und Pädagogen Wolfgang Heise werfen. In der Veranstaltung wird dafür Primär- und Sekundärliteratur von und über Heise gesichtet, um zunächst Heises Denken in seinem historischen Kontext zu begreifen. Gleichsam möchten wir aber auch die Frage erörtern, ob Heises kritisch-ästhetischer Ansatz Kontinuitäten aufweist, die ihn auch heute noch für die Lösung philosophischer und politischer Problemlagen qualifiziert.
Das Projekttutorium ist primär als Lektürekurs konzipiert, doch wäre es irrational, sich Heise zu nähern, ohne auch die mediale und künstlerische Produktion zu Person und Werk in Betracht zu ziehen (u.a. Filme, Radiostücke, Gedichte, Essays). Diese werden gleichwertig in die Veranstaltung einbezogen und vervollständigen das heute nur noch fragmentarisch erhaltene Bild eines wichtigen intellektuellen Lebens und Schaffens.

Semester: WiSe 2022/23