Das freie Zitieren, Wiederverwenden und Neuarrangieren von Texten und Textteilen ist eine langgeübte Praxis. Man denke nur an die mittelalterlichen Florilegien, die genau dies zur Kunstform erhoben. Doch auch an anderen Stellen werden Texte und Textfragmente wiederverwendet, ob als Bibelzitate in vormodernen Chroniken und Traktaten, oder als Wiederabdruck von Zeitungsartikeln im 19. Jahrhundert oder der Verwendung von Pressemitteilungen in der aktuellen Berichterstattung. Die Bandbreite der analysierbaren Formen von Text Reuse reicht dabei von der Verwendung von Idiomen, über wörtliche und abgewandelte Zitate, Paraphrasen und Anspielungen bis hin zu einfachen Zusammenfassungen und Übersetzungen. Nicht immer ist dabei angegeben, ob, und wenn ja, welche Texte hier jeweils Wiederverwendung finden. Doch ist genau das für uns eine der entscheidenden Fragen, wenn es darum geht, die uns vorliegenden Textquellen kritisch einzuordnen und auszuwerten. Im Rahmen des Seminars wollen wir uns daher mit den historischen und theoretischen Grundlagen von Intertextualität und Text Reuse beschäftigen und auf dieser Grundlage kennenlernen, welche digitalen Methoden uns bei deren Erkennung und Analyse unterstützen können, um diese daraufhin aus der Perspektive der Geschichtswissenschaften kritisch zu diskutieren.

Die praktische Anwendung dieser Methoden erfolgt in der begleitenden Übung, deren gleichzeitiger Besuch dringend empfohlen wird: 51468 - Übung zum Seminar: Von der Bibel zum Pressetext. Intertextualität und Text Reuse Analysis in der Digital History (Praxis - Python required).


Semester: WiSe 2022/23