Ein Sound System lässt sich zunächst als Ansammlung von mobilem Audioequipment, als „Giant Community Record Player“, verstehen. Dieser wird im jamaikanischen Reggae, Dancehall und Dub "Set" genannt und steht im Zentrum der kollektiven Tanzmusikveranstaltung (Henriques 2011 XXI). Doch über diese auditive Medienapparatur hinaus beschreibt Sound System auch die Personen (u.a. DJ, MC, Operator), die das Equipment in Arbeitsteilung betreiben (Back 1988) sowie deren klangliches Repertoire (Alisch 2009). Ein Sound System ist weiterhin ein Geschäftsmodell, ein Unternehmen (Back 1988). Die ersten Sound Systems waren Erweiterungen von Produktionsstudios und dienten zur Promotion und zum Test neuer Produktionen (Veal 2007). Von jamaikanischen Sound System-Akteuren entwickelte Performance-Praktiken finden wir im gesamten Black Atlantic (Gilroy 1993) in Genres wie Hip Hop und House, Jungle/Drum'n'Bass, UK Garage, Grime (Singh Brar 2021) oder Dubstep aber auch Funk Carioca, Kuduro, Kwaito oder Coupé Decalé. Sound System Kulturen sind mittlerweile in lokalen Szenen von Polen über Indien und Brasilien nativisiert worden. In der Vorlesung explorieren wir klangliche und körperlich-performative Strategien und Formen der Wissensproduktion („Ways of Knowing“, Henriques 2011) – immer als konstituiert durch den spezifischen medial-performativen Modus der Sound Systems.

Semester: WiSe 2022/23