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Es ist bekannt, dass das Hervorbringen von (wie immer auch verstandener) Kultur in einem engen Zusammenhang mit Erscheinungen des Nationalen steht. Die interdisziplinäre Forschung hat sich bereits seit langem mit diesem Phänomen beschäftigt. Allerdings besteht noch ein großer Bedarf an grundlegenden Diskussionen darüber, wie das Phänomen im Bereich von Musik zu verstehen ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich das Seminar zur Aufgabe, dem spezifischen Kontext von Nationsbildung und den damit zusammenhängenden musikalischen Identitätskonstitutionen nachzugehen, und zwar anhand modellhaft ausgewählter Fallbeispiele (aus Europa, Asien, Afrika und Amerika) vom beginnenden 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart in verschiedenen Musikbereichen (von der ‚klassischen’ bis zur ‚populärer Musik’). Wie entsteht eine Nation? Was hat das mit Nationalismus zu tun? Wie wird nationale Kultur bzw. Musik hervorgebracht? Welche Mechanismen und Konzepte werden dafür verwendet? Wieweit reichen ihre Auswirkungen? Das sind Fragen, die das Seminar leiten. Des Weiteren zielt das Seminar darauf, ideologisch aufgeladene Zuschreibungen wie etwa ‚Musikland Österreich’ oder auch ‚Universalität deutscher Musik’ – etwa im Unterschied zu einer spezifisch nationalen ostmittel- und osteuropäischen Musik (z.B. tschechische, polnische, ungarische und russische Musik) – zu problematisieren. Schließlich soll diskutiert werden, worin heute, in Zeiten fortschreitender Globalisierungsprozesse eine Legitimation des Nationalen gesehen werden kann.


Semester: WiSe 2020/21