Vom verlorenen Novemberaufstand 1830 zum Frauenstreik 2020: Das Seminar beschäftigt sich mit den visuellen Formen der Nationalmythologie in Polen. Wie werden romantische Aufopferungsmuster kultiviert? Wie emotional kann die in Bildern erzählte Geschichte sein und warum feiern Nationalmartyrologien im 21. Jh. immer noch ihre Erfolge? Welche Bildmechanismen und welche ikonischen Entwürfe sind es, die es ermöglichen, damit immer wieder ein politisches Kapital zu sichern? Daher steht im Mittelpunkt des Seminars die Analyse der visuellen Rezeption nationaler Traumata und Heldenverehrungen. Besprochen werden anhand von Bildanalysen einiger Hauptwerke der polnischen Malerei des 19. Jh., Lektüren und Filmprojektionen v.a. die Verwandlungen eines nationalen Opferkults: vom Messianismus und literarischen „Vampirismus“ über die romantische Heldentragik bis zu den aktuellen autoritär geprägten Ikonografien seit der rechtskonservativen Machtübernahme 2015. Wie wird aber auch der aktuelle Widerstand gegen die nationalistisch-patriarchale Unterdrückung und seine traditionellen Bildnarrative gestaltet, v.a. im Frauenstreik (Strajk Kobiet)? Denn: Wie viel Patriarchat steckt im Patriotismus?

Semester: WiSe 2022/23