„Race, Class and Nation“ – In diesem Seminar soll sich mit den Zusammenhängen zwischen der Konstitution der Nation bzw. des Nationalstaates, der gesellschaftlichen Klassen kapitalistischer Gesellschaften und die Rolle, welche die Kategorie „Race“ in diesem Zusammenhang spielt, auseinandergesetzt werden. Der Titel ist angelehnt an die berühmt gewordenen Lectures, die Étienne Balibar und Immanuel Wallenstein von 1985-1987 am Humanwissenschaftlichen Institut der Universität Paris gehalten und 1988 veröffentlicht haben. Im Seminar soll dem Grundgedanken einer bestehenden kausalen Verknüpfung zwischen dem vorherrschenden Kapitalismus, bestehenden nationalstaatlichen Souveränitätslogiken sowie ungebrochenen gesellschaftlichen Rasse- und Klassedistinktionen nachgegangen werden. Im Mittelpunkt der der Auseinandersetzung stehen folgende Fragen, die Balibar im Vorwort zu den Lectures formuliert hat: „Was ist die Spezifik des heutigen Rassismus? Wie lässt sie sich mit der Klassenspaltung im Kapitalismus und den Widersprüchen des Nationalstaats verknüpfen? Inwiefern zwingt uns das Phänomen des Rassismus wiederum zu einem Überdenken des Nationalismus und der Klassenkämpfe?“ Ausgehend von den Analysen Balibars und Wallerstein soll der Blick geweitet und einschlägige Literatur, die an diese Fragen anschließen, behandelt und diskutiert werden. Dafür soll Literatur der Critical Race Studies wie u. a. von Ruth Gilmore, Cedric Robinson, Angela Davis, Stuart Hall, Denise da Silva, Charles Mills und Paul Gilroy gelesen werden. Ziel des Seminars ist es, durch die kritische Reflexion der Gegenwart für Zusammenhänge zu sensibilisieren, die viel zu oft getrennte Themenfelder behandelt werden.

Semester: WiSe 2022/23