Die antike Hirtendichtung oszilliert zwischen Eskapismus und Weltbezug. In der literaturgeschichtlichen Entwicklung wird der Standpunkt der Gattung zwischen diesen beiden Polen immer wieder neu austariert. Wir wollen gemeinsam einen Blick auf die historische Entfaltung dieser Dichtungsform werfen. Im Mittelpunkt der Übung steht die Lektüre ausgewählter Gedichte. Nach einleitenden Betrachtungen zu Theokrit, dem „Übervater“ der Gattung, werden natürlich Vergils Bucolica bzw. Eclogae den Fokus bilden. Aber auch die Werke der nachklassischen Vertreter von Calpurnius Siculus und den Carmina Einsidlensia bis hin zu Nemesianus und Paulinus von Nola bieten interessante Einblicke in die Dynamik der Gattung. Am Abschluss der Veranstaltung soll ein Ausblick auf die neulateinische Bukolik des humanistischen Gelehrten Joachim Camerarius stehen, der die Gattung vor dem zeitgenössischen Hintergrund des Bauernkrieges aktualisiert.

Texte werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.
Zur Einführung: Bernd Effe / Gerhard Binder, Antike Hirtendichtung. Eine Einführung, Düsseldorf / Zürich, 2. Auflage 2001.

Semester: WiSe 2022/23