Ausgehend von J.F. Herbarts programmatischer Schrift von 1804: „Über die ästhetische Darstellung der Welt als das Hauptgeschäft der Erziehung" werden historische, moralische, ästhetische und praktische Möglichkeiten erörtert, wie Welt in und mit Erziehung gezeigt, erfahren und oder erlebt werden kann. Welt ist dabei zweifach konnotiert: Einmal als Umwelt, Lebenswelt oder soziale Welt, ja als das Ganze der Welt, die uns umfasst, also als Zeit-Raum der Erziehung. Zum anderen als das Thema, der Stoff oder die Sache des Erziehens, das durch Erzieher*innen gezeigt und in pädagogischen Medien dargestellt wird.

Dazu gehen wir in zwei Schritten vor:

Zum einen werden wir den Text von Herbart in enger Lektüre studieren: Herbart gilt als einer der Mitbegründer neuzeitlicher Pädagogik, der die Erziehungswissenschaft mit Verweis auf Praktische Philosophie und Gesellschaftstheorie sowie Psychologie und Anthropologie als eine eigenständige Reflexionsdisziplin begründet hat. Das gelingt ihm u.a. mit auch heute noch aktuellen Konzepten wie dem des „erziehenden Unterrichts" als Vermittlung zwischen Unterrichts- und Erziehungstheorie, des „Pädagogischen Taktes" als Vermittlung von Theorie und Praxis sowie mit wegweisenden Überlegungen zur moralischen Erziehung (Charakterbildung). Letztere werden in der Schrift Text von 1804 „Über die ästhetische Darstellung der Welt als das Hauptgeschäft der Erziehung" vorgestellt. Erziehung soll die Welt zeigen in einem ästhetischen Modus und dabei moralische, d.h. ethische Wirkung haben.

Mit Herbart wird (nach Schleiermacher und Humboldt) im Kolloquium ein weiterer Zugang thematisiert, der Pädagogik als eigenständige Disziplin im Kontext einer neuzeitlichen Bildungs- und Erziehungstheorie bestimmt.

Zu anderen werden wir alternative Möglichkeiten diskutieren und erfahren, wie Welt erzieherisch gezeigt und leiblich erfahren werden kann: In Musik (Drone-Music), in Medien (Computerspiel) oder in Präsenz (Lebenswelt). Dieser zweite Teil wird experimentell ausfallen und z.T. an anderen Orten stattfinden.


Semester: WiSe 2022/23