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Der russische Formalismus ist ein Anfang der Literaturwissenschaft, wie wir sie heute kennen: Theoretisch avanciert und methodisch reflektiert fragt er danach, was Literatur literarisch macht, und sucht die Antwort darauf nicht in Autorenbiografien oder kulturellen Kontexten, sondern in den Texten selbst. Sprache und Faktur literarischer Werke rücken so in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses.

Zwischen etwa 1915 und den späten 1920er Jahren, als ihre Vertreter sich im Stalinismus zunehmend starken Repressalien ausgesetzt sehen, sind es vor allem zwei semi-institutionelle Gruppen, die als ,Formale Schule‘ gelten können: die St. Petersburger Gesellschaft zum Studium der poetischen Sprache (OPOJAS) und der Moskauer Linguistenkreis. Hier werden die formalistischen Theorien entwickelt und in Analysen zumeist der russischen Literatur zwischen Romantik und Avantgarde, aber auch des neuen Mediums Film, erprobt.
Das SE soll einen Einblick in diese Theoriebildung geben. Gelesen werden exemplarische Arbeiten zu Literatur und Film von Wiktor Schklowski, Boris Eichenbaum, Juri Tynjanow und anderen. Zugleich soll so der Umgang mit literaturtheoretischen Texten geübt werden.
Im Laufe des Semesters wird es mehrere kleine schreibpraktische Übungen geben, die als Hinführung auf die Hausarbeit und das wissenschaftliche Schreiben angelegt sind und die zu erbringende Arbeitsleistung darstellen.


Semester: WiSe 2022/23