Bücher können wie Gefäße sein, bewahren sie doch die Quintessenz eines lebendigen Intellekts, der sie hervorgebracht hat, so der englische Dichter und Denker John Milton Mitte des 17. Jahrhunderts. Ohne Gefäße – Phiolen – kann auch Alchemie nicht funktionieren, zugleich hat sie vor allem in alten Schriften Ausdruck gefunden. Ohne Papier, beschrieben und bedruckt, wüssten wir heute kaum etwas über diesen in der Moderne marginalisierten Wissenszugang. Die Vorlesung stellt alte illustrierte Bücher der Alchemie in den Mittelpunkt, um eine Alchemie der Bücher zum Sprechen zu bringen. Unter dem alchemischen Motto, aus wenig viel zu machen, vermittelt die Vorlesung Einblicke in Methoden, Kategorien und Diskurse der Wissens- und Mediengeschichte: von Ludwik Flecks Unterscheidung von exoterisch/esoterisch und Michel Foucaults Episteme der Ähnlichkeit über Phänomene der Intermedialität (Wolfgang Harms) und kulturellen Übersetzung (Peter Burke) bis zum Medienverständnis eines Walter J. Ong – überraschende Erweiterungen nicht ausgeschlossen.

Literatur zum Einstieg:
Sabine Baier: Feuerphilosophen. Alchemie und das Streben nach dem Neuen, Zürich 2015; Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik, hrsg. von Petra Feuerstein-Herz und Stefan Laube, Ausstellungskatalog der Herzog August Bibliothek, Wiesbaden 2014; Andrew Pettegree: The Book in the Renaissance, Yale University Press 2010, Sigfrid Henry Steinberg: Die schwarze Kunst. 500 Jahre Buchwesen, München 1988 (engl. Orig. 1955). 

Semester: WiSe 2022/23