Medizinische und mediale Umgangsweisen mit Fragen des Alters und des Alterns beziehen sich in vielfacher Hinsicht aufeinander: Aktuelle Entwicklungen und Innovationen im Bereich der Altersmedizin werden medial verhandelt. Zeitgenössische literarische Texte und Filme sind außerdem aufschlussreich für Fragen danach, wann AlterNein beginnt, wie sich Normalitätserwartungen mit Blick auf das AlterNein darstellen und verändern, ob eine Pathologisierung des AlterNeins gefördert oder unterlaufen wird oder sich beim gegenwärtigen Umgang mit dem AlterNein die traditionellen Altersrollen funktional verschieben (und wenn ja, dann wie) etc. Zugleich bleibt auch die Altersmedizin selbst von diesen medialen Verhandlungen nicht unberührt. Wie solche Rückkopplungseffekte genau aussehen und welche unterschiedlichen Funktionen den Medien dabei zukommen, möchte das Seminar an einschlägigen Beispielen ausloten – aus dem Bereich der Literatur könnte es u.a. um Christa Wolfs Leibhaftig (2002), Katharina Hackers Die Erdbeeren von Antons Mutter (2010), Arnold Geigers Der alte König in seinem Exil (2011) oder Martin Walsers Ein sterbender Mann (2016) gehen; zur Debatte stehen außerdem Filme wie Wolke 9 (2008), Alleine war gestern (2015) und Anne und der Tod (Tatort, 2019) oder Serien wie Der letzte Wille (2020); Vorschläge der Teilnehmenden zu beiden Gegenstandsbereichen sind allerdings ausdrücklich erwünscht. – Erwartete Studienleistung: regelmäßige Teilnahme, Lektüre- bzw. Filmsichtungs- und Diskussionsbereitschaft; Bereitschaft zur begleiteten Planung und Durchführung einer Seminarsitzung, Abfassung eines Ergebnisprotokolls zu dieser Sitzung.

Zur Vorbereitung empfohlen: AlterNein in Literatur und Kultur der Gegenwart, hg. von Rudolf Freiburg und Dirk Kretzschmar. Würzburg 2012; Hans J. Wulff, Zwischen Unermesslichkeit und Sinnentwürfe: Alter, Sterben und Tod im Film. In: Medien & Altern. Zeitschrift für Forschung und Praxis o.Jg. (2014), H. 2, S. 24-40; Altern im Film und auf der Bühne. Neue Altersbilder und Altersrollen in den darstellenden Künsten, hg von Henriette Herwig und Andrea von Hülsen-Esch. Bielefeld 2016; Henriette Herwig, Alter in der Literatur. In: Handbuch Alter und Altern. Anthropologie – Kultur – Ethik, hg. von Michael Fuchs. Berlin 2021, S. 50-62.
Semester: WiSe 2022/23