Ein Staat kann nur glücklich sein, wenn Philosoph*innen herrschen oder wenn die Herrschenden Philosoph*innen werden. – Der Gerechte ist 729-mal glücklicher als der Ungerechte. – Die sinnlich wahrnehmbare Welt ist nur eine Welt von Abbildern, die weniger real sind als die Welt ihrer Vorbilder, der Ideen, die nur Philosoph*innen erkennen können. – Künstler*innen und Literat*innen sollten in Ihren Werken keine Unwahrheiten darstellen und müssen einer strengen Zensur unterzogen werde. – Die Herrschenden dürfen dann lügen, wenn sie die Lüge zu einem guten Zweck einsetzen. – Frauen sind fast, aber nur fast, so gute Philosophinnen wie Männer. –  Um Chancengleichheit zu erreichen, dürfte eigentlich keiner in der Gesellschaft wissen, welche Kinder die eigenen, leiblichen sind. – In seinem Hauptwerk Politeia oder Der Staat stellt Platon (4. Jhd. v.u.Z.) diese und andere kontroversen und teilweise höchst problematischen Thesen in den Bereichen der Ethik, politischen Philosophie, Moralpsychologie, Epistemologie und Metaphysik auf. Diese Thesen haben die westliche Philosophietradition so nachhaltig geprägt, dass wir uns ihnen in diesem Kurs kritisch nähern wollen: Um zu verstehen, wo wir philosophisch herkommen, müssen wir Platon verstehen. Dabei bietet uns Platon die Gelegenheit, zu lernen, auch Thesen philosophisch zu prüfen, die uns mitunter fremd und unannehmbar erscheinen.

Wir werden (fast) den gesamten Staat lesen, aber nur Ausschnitte ausführlich diskutieren.

Lehrsprache ist voraussichtlich Deutsch, kann aber nach Wunsch der Teilnehmer*innen angepasst werden. In jedem Fall sind Beiträge auf Englisch willkommen. Texte aus der Sekundärliteratur werden auf Englisch sein. Kenntnisse des Altgriechischen sind nicht vonnöten.

Lehrperson: Voraussichtlich Dr. Ronja Hildebrandt

Achtung: Das Seminar beginnt eine Woche später, d.h. am 27.10.22.

Semester: WiSe 2022/23