Predigtgeschichte ist stets auch Kulturgeschichte, die Geschichte der christlichen Predigt also ein Element einer Kulturgeschichte des Christentums. Diese Vorlesung erzählt die Geschichte der Predigt als eine solche Kulturgeschichte. In der Predigt spiegelt sich, wie sich Menschen in vergangenen Zeiten wahrgenommen und gedeutet haben und wie sie zu unterschiedlichen Zeiten ihr Verhältnis zwischen Gott und Welt beschrieben haben, welche Werte leitend waren (z.B. in politischen Predigten, in Kriegspredigten, aber auch in Lehrreden), welche Emotionen mit dem christlichen Glauben verbunden wurden (z.B. in Bestattungspredigten), welche Hoffnung ihm zugeschrieben wurden (z.B. in Trostpredigten) und wie sich dies verändert hat und gegenwärtig ändert.

Neben der Geschichte der Predigt werden auch zentrale Themen der Predigttheorie diskutiert, z.B. welche möglichen Inhalte kennen Predigten? Welche Ziele gab und gibt es (z.B. Weitergabe von Wissen, Erbauung, Bekehrung, politische Willensbildung)? Welchen öffentlichen Anspruch erheben die Reden? Welche Bedeutung wird dem biblischen Text zugeschrieben? Wie werden die Prediger:innen legitimiert und autorisiert? Wie verhalten sich Liturgie bzw. ritueller Kontext und Predigt zueinander? Welche Veränderungen lassen sich durch den medialen Wandel feststellen? Welche Wechselwirkungen mit anderen Ausdrucksgestalten christlichen Glaubens lassen sich finden (z.B. in Musik, Architektur, Literatur und politisches Engagement)?   

Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf den unterschiedlichen Christentümern. Interreligiöse und interkulturelle Bezüge werden hergestellt.


Semester: WiSe 2022/23