Das Private ist politisch, so ein wirkmächtiger feministischer Slogan.
Er prangert unter anderem an, dass nach wie vor ein Großteil der
unentlohnten Care-Arbeit von FLINTA* übernommen wird. Und er fordert,
etwas daran zu ändern. Dem scheint die liberale Vorstellung einer
privaten Sphäre freier Entscheidungen entgegenzustehen. Etwas verkürzt:
Das Private, inklusive der Frage, wer wie viel Care-Arbeit macht, ist
privat. In diesem Seminar werden wir zentrale Texte liberaler
Familienkritik diskutieren, um auszuloten, inwiefern liberale Theorien
dennoch feministisch sein können. Wir werden unter anderem über die
(liberale) Kritik der Trennung von öffentlicher und privater Sphäre
sprechen, über die Forderung staatlicher Neutralität, und über die
Freiwilligkeit individueller Entscheidungen. Im Zuge der Diskussionen
werden wir verschiedene Formen des Liberalismus unterscheiden und deren
Charakteristika und normativen Grundannahmen herausarbeiten. Dabei
werden sich auch Grenzen zeigen: Welche Fragen lassen sich im Rahmen
liberaler Theorien gar nicht erst stellen? Welche Phänomene geraten
nicht in den Blick? Sind die getroffenen Annahmen plausibel und
sinnvoll? Laufen liberale Theorien Gefahr, blind für Macht- und
Herrschaftsstrukturen zu sein? Wenn ja, aus welchen Gründen? Der Kurs
eignet sich als Einstieg in politische und feministische Theorie, setzt
aber die Bereitschaft voraus, englischsprachige Texte zu lesen.
- Kursverantwortliche/r: Livia von Samson